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Das Denkmal für Willy Brandt

Da irrt Wikipedia. Auch wenn es nicht Hunderte sind, es gibt auf jeden Fall mehr als vier Denkmale für Willy Brandt. Das ungewöhnlichste ist wohl das in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt. Wir sind ein Teil davon.

Warum ein Denkmal für Willy Brandt in Erfurt?

Der 19. März 1970 war ein Donnerstag. Am frühen Vormittag traf Bundeskanzler Willy Brandt mit dem Zug in Erfurt ein. Brandt wurde am Bahnsteig vom DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph erwartet. Gemeinsam überquerten beide den Bahnhofsvorplatz auf ihrem Weg zum Tagungsort, dem Interhotel „Erfurter Hof“, vorbei an Menschenmassen, die gekommen waren, um Willy Brandt zu begrüßen. Es war der erste Besuch eines Bundeskanzlers in der DDR. Es war das erste Mal nach Gründung der beiden deutschen Staaten 1949, dass ihre Staatsoberhäupter sich gegenüberstanden, sich die Hände gaben und miteinander sprachen. Von SED-Seite ungewollt war an diesem Vormittag der Platz vor dem Bahnhof voll mit Menschen. Ihr unüberhörbarer Ruf „Willy Brandt ans Fenster!“ demonstrierte unmissverständlich ihre Hoffnungen auf Willy Brandt, auf Verbesserungen in den Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten und ihren Wunsch nach nationaler Einheit, viele Jahre vor der friedlichen Revolution im Herbst 1989.

Dieses erste Gespräch in Erfurt blieb zunächst ergebnislos. Dennoch gilt das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen am 19. März 1970 in Erfurt als Meilenstein in der deutschen Geschichte. Es steht für den Beginn der Annäherung von Ost und West, von BRD und DDR. Im Oktober 1990 war die Teilung der beiden deutschen Staaten Geschichte. Willy Brandt resümierte „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“.

Wo geht’s denn hier zum Denkmal?

Für das Willy-Brandt-Denkmal solltet ihr euch einen Moment Zeit nehmen. Ihr seht es sofort, wenn ihr aus dem Erfurter Hauptbahnhof heraustretet. Ein traditionelles Denkmal sucht ihr allerdings vergebens. Das Denkmal für Willy Brandt besteht aus einer dreigeteilten Installation des Berliner Künstlers David Mannstein. Er ist nicht zu übersehen. Dazu gehört der Schriftzug WILLY BRANDT ANS FENSTER auf dem Dach des ehemaligen Interhotels. Wenn die Dunkelheit sich über die Stadt legt, leuchtet er und ist am Himmel nicht zu übersehen. Zum Denkmal zählt das Fenster, an dem sich Willy Brandt 1970 den Erfurter:innen zeigte, nachdem diese den Platz vereinnahmt hatten und ihre Begeisterung für den Bundeskanzler unüberhörbar zum Ausdruck gebracht hatten. Teil III des Denkmals findet ihr in der digitalen Erlebniswelt. Mannstein sah als Ergänzung der beiden Außenelemente eine digitale Präsentation vor, die ihr in unserem Guten Rat besuchen könnt. Außer an Brandts Besuch in Erfurt 1970 erinnert diese Präsentation auch an sein Leben und politisches Wirken. Mannsteins heutiges Denkmal ist übrigens in Erfurt ein „Denkmalstreit“ vorausgegangen, der zwei Jahre andauerte und in denen Erfurter:innen, Lokalpresse, Stadt- und Landespolitik involviert waren und aufs Heftigste um das Denkmal für Willy Brandt stritten. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Kein Museum für Willy Brandt aber viele Erinnerungsorte

Die DDR-Geschichte hat viele Facetten. Zwei davon lernt ihr in der Gedenkstätte in der Erfurter Andreasstraße kennen. Sehr einprägsam erzählt die dortige Ausstellung gleichzeitig zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können, die von Unfreiheit und Unterdrückung durch die SED-Diktatur und die von Mut und Befreiung der Menschen, die sich dagegen wehrten.

 

 

Ausstellung in der Gedenkstätte in der Erfurter Andreasstraße. © Jessica Mintelowsky | Thüringer Tourismus GmbH

Für die Ausstellung in der Gedenkstätte reicht ein Nachmittag. Für unseren zweiten Tipp, eine Wanderung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, plant mal etwas länger ein. 763 km des ehemaligen Grenzstreifens verlaufen entlang der Thüringer Grenze. Aus dem einstigen Todesstreifen, der beide deutsche Staaten trennte, ist das Grüne Band geworden. Reichlich Flora und Fauna haben hier ihr geschütztes Zuhause. Der einstige Grenzstreifen ist heute ein Nationales Naturmonument. Er ist zugleich ein lebendiges Denkmal der Geschichte und eine Schatzkammer der Artenvielfalt.

Grenzzaunreste bei Gertrauden. © Kathrin Kulka-Hahn Rhön GmbH

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